Überschuldung wird häufig durch unplanbare und einschneidende Änderungen der Lebensumstände ausgelöst. Laut der Statistik der Berliner Insolvenzberatungsstellen InsOStat (Stand 31.12.2021) nehmen die Hauptauslöser der Überschuldung „unwirtschaftliche Haushaltsführung“ mit 24,1% sowie „Erkrankung und Sucht“ (16,8 %) seit Jahren kontinuierlich die Spitzenplätze ein. Die Überschuldung aufgrund „längerfristigem Niedrigeinkommen“ mit 9,8 % folgt direkt auf dem dritten Platz der Hauptauslöser. Daraus lässt sich ableiten, dass obwohl Einkommen vorhandenen ist, die Höhe dennoch eine Überschuldung auslösen kann.
In der Statistik machen sich nach zwei Jahren Pandemie zudem die Auswirkungen der Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus bemerkbar. Die gescheiterte Selbstständigkeit wird mit 9,8 % als vierthäufigster Hauptauslöser genannt und steigt gegenüber dem Vorjahr (8,7 %) um 1,1 %.
Die Trennung, Scheidung oder der Tod des Partners werden zu 9,4 % als Auslöser genannt.
Die meisten der Hauptauslöser sind sogenannte unverschuldete Überschuldungssituationen. Entgegen der weit verbreiteten Meinung eine finanzielle Überschuldung sei stets selbstverschuldet entstanden, sieht man anhand der Statistik, dass die Hauptauslöser unkontrollierbare Lebensumstände waren.
Es zeigt sich außerdem wieder ausdrücklich die Wichtigkeit von Sozialer Präventionsarbeit und finanzieller Allgemeinbildung. Durch die präventive Finanzbildung wird ein übermäßiges Konsumverhalten eingedämmt. Das Ziel ist der bewusste Umgang mit Geld.
Allgemeine Informationen
Informationen zu den Ursachen der Überschuldung, Energie und Mietschulden, Gläubiger
Seit 2008 gibt es jährlich bundesweite Erhebungen zur Überschuldung privater Personen. Die Daten werden vom Statistischen Bundesamt zusammengeführt, ausgewertet und regelmäßig in der Fachserie 15 („Wirtschaftsrechnungen“), Reihe 5: Statistik zur Überschuldung privater Personen publiziert. Darüber hinaus wurde im Wissenschaftsmagazin WISTA 2/2016 ein Beitrag zu diesem Thema veröffentlicht.
Aktuelle Zahlen aus der Statistik der anerkannten Berliner Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen (InsO-Stat) finden Sie auf der Seite der für Soziales zuständigen Senatsverwaltung.
Von Überschuldung wird dann gesprochen, wenn die laufenden Einkünfte die Zahlungsverpflichtungen, nicht mehr decken und in nächster Zeit nicht decken werden. Überschuldung kann für betroffene Haushalte zu tiefgreifenden wirtschaftlichen und psychosozialen Destabilisierungen führen, sodass fremde Hilfe notwendig erscheint.
Besonderes Augenmerk gilt in der Schuldnerberatung den Miet- und Energieschulden, die vor diesem Hintergrund auch als Primärschulden bezeichnet werden. Bei Mietschulden droht eventuell die Zwangsräumung - im schlimmsten Fall sogar die Obdachlosigkeit. Rückstände beim Energieversorger führen in letzter Konsequenz zur Energiesperre und damit ebenfalls zu existenzbedrohenden Einschränkungen.
Es ist besorgniserregend, dass nach wie vor ca. ein Viertel der Ratsuchenden in den Berliner Schuldnerberatungsstellen Mietschulden haben. Im Durchschnitt erhöhten sich im Jahr 2021 die Miet- und sonstigen Wohnschulden von € 5.306,71 (2020) auf € 5.761,25,- pro Ratsuchende:r. Die Energieschulden erhöhten sich von € 1.994,25 (2020) auf € 2.102,21,- pro Ratsuchende:r (Statistik der Berliner Insolvenzberatungsstellen InsOStat). Anlässlich der derzeit steigenden Energiekosten ist auch in diesem Jahr eine weitere Erhöhung zu erwarten.
Auch das Verhalten der einzelnen Gläubiger:innen spielt eine Rolle bei der Belastung der Schuldner:innen. Zu den ursprünglichen Forderungen kommen im Laufe der Zeit Zinsen und Kosten der Beitreibung und ähnliches hinzu. Die höchsten Beträge fallen bei Versicherungen (24,33 %) und dem Versandhandel (24,31 %) an, gefolgt von Inkassounternehmen und Rechtsanwälten (19,92 %) an. Diese Zahlen stammen aus dem „Überschuldungsreport 2021“, den das Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Zusammenarbeit mit der Stiftung “Deutschland im Plus” herausgegeben hat.